BOTSCHAFTER: Ehemaliger Weltklasseschwimmer Thomas Lurz will "etwas zurückgeben"

Thomas Lurz8_byIngoPeters_2016RHEIN-NECKAR ZEITUNG – „Der ehemalige Freiwasserschwimmer trainiert Athleten mit einer geistigen Erkrankung - 38-Jähriger im RNZ-Interview

Thomas Lurz wirkt entspannt. Für ihn ist das Alltag. Sich für eine gute Sache einzusetzen, ist zur Normalität geworden. Lurz, 38, ist ehemaliger Freiwasserschwimmer. Einer der besten seiner Zeit. Europameister, Weltmeister, Olympia-Silber - er ist ein Star in seiner Szene.
Am vergangenen Wochenende war er in Eppelheim zu Gast, um eine Gruppe von 20 jungen Schwimmern bei der Vorbereitung auf die Special Olympics zu unterstützen. Die inoffiziellen Deutschen Meisterschaften für Menschen mit einer geistigen Einschränkung finden vom 14. bis 18. Mai in Kiel statt. Die RNZ hat ihn getroffen und bei ihm nachgefragt.

Thomas Lurz, wie kommt es, dass Sie sich für Menschen mit einer Behinderung einsetzen?
Das geht schon weit zurück. Vor 15 Jahren wurde ich bei den Landesmeisterschaften angefragt. Die waren in Würzburg, ich bin Würzburger - das hat also gepasst. Da kam ich das erste Mal mit Behindertensport in Kontakt. Und noch heute engagiere ich mich in diesem Bereich und habe sogar meine eigene Stiftung. Die Aufmerksamkeit wird immer größer und diese positive Entwicklung ist auch gut und wichtig so.

Und wie kam es dazu, dass sie nun auch das Vorbereitungstraining in Eppelheim unterstützen?
Das hat zum einen damit zu tun, dass ich seit fünf Jahren bei s.Oliver arbeite - einer der Hauptsponsoren der Special Olympics. Vor drei Monaten wurde ich dann angefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei diesem Projekt mitzuwirken. Zum anderen war es mir aber auch wichtig, etwas nach der aktiven Karriere zurück zu geben. Die Special Olympics sind eine wirklich tolle Bewegung, man merkt, was die Leute für eine positive Grundeinstellung haben.

Die Athleten kamen mit Ihnen während des Trainings ins Gespräch, worüber wurde geredet?
Ach, über alles mögliche. Manche wollten wissen, wie sie wieder mehr Motivation für den Schwimmsport bekommen. Andere haben nach meinen Erfolgen oder Medaillen gefragt oder wollten von mir Tipps haben, schneller im Wasser zu werden. Es kamen also Fragen zu meiner Person aber auch zu den Athleten selbst. Einer hat mich gefragt, ob ich eine Freundin habe und hat mir ein Foto von seiner gezeigt. Ganz interessant für die Kinder war auch, ob ich schon einmal beim Freiwasserschwimmen Haie gesehen habe.

Und, haben Sie?
(lacht) Jaja, auf Hawaii kommt das schon des Öfteren mal vor. Meistens sind dann aber viele Boote um mich herum, an denen muss man sich dann orientieren. Aber man sieht die Haie natürlich trotzdem permanent, da kann man nicht drum herum reden. Die kleinen machen mir generell eigentlich nichts aus - bei den großen muss auch ich die Ruhe bewahren.

Wie war Ihr sportlicher Eindruck von den Kindern und Jugendlichen in Eppelheim? Sie waren ja selbst mit im Wasser.
Grundsätzlich sehr gut. Es waren einige dabei, die wirklich kräftig und muskulös sind und sich somit auch schnell bewegen konnten. Bei den Special Olympics in Kiel werde ich auch dabei sein, den Athleten zuschauen und bei der Siegerehrung helfen. Das freut die Teilnehmer immer - und bereitet auch mir eine große Freude

QUELLE: Rhein-Neckar Zeitung vom 2. Mai 2018, Interview: Tillmann Bauer 
Foto: Special Olympics/Thomas Lurz Fanpage